Kurios: Wie spanische Jugger-Teams Deutscher Meister wurden
von Eva Ristau
Mit fünf Mannschaften aus Hamburg, Berlin und Potsdam wurde 1998 in Berlin die erste Deutsche Meisterschaft (DM) im Jugger ausgetragen. Teilnehmen konnten schon damals alle Teams, die Lust auf eins der wenigen, bereits existierenden Turniere hatten. Die Mercyless Bastards aus Hamburg entschieden das Turnier für sich und wurden so der erste Deutsche Meister.
Nach einigen Jahren mit ähnlichen Teilnehmerzahlen ging es 2007 mit der Austragung der 10. DM mit 17 Mannschaften steil bergauf - Jugger wurde damals bereits manchmal vorsichtig als neuer Trendsport bezeichnet. Bis 2008 hatte sich das Teilnehmerfeld nochmal fast verdoppelt. 31 Teams spielten um den Meistertitel. Erstmals waren auch internationale Teams mit von der Partie, Setanta (Dublin, Irland) und die Redbacks (Brisbane, Australien).
2012 knackten die Anmeldungen zur DM, inzwischen zum dritten Mal unter dem Zusatztitel German Open, einen neuen Höhenrekord. 61 Teams trafen in Berlin aufeinander. Zusätzlich zu den Iren und den Australiern waren erstmals auch vier spanische Mannschaften mit dabei. Ein Jahr später gewann die Murcia Jugger Selection aus Spanien das Turnier und wurde damit Deutscher Meister.
In den Folgejahren gewannen spanische Teams mehrmals die DM oder spielten zumindest im Finale. 2016 konnten sich beispielsweise die spanischen Verracos im Finale in Waidhaus gegen Setanta aus Irland durchsetzen. Auch immer mehr Mannschaften aus anderen Ländern nahmen an dem weltweit einzigen Juggerturnier in diesem Umfang teil.
Zusätzlich zur immer stärker werdenden Internationalisierung des Sportes wurde Jugger auch immer professioneller und strukturierter. Vermehrt wurden Beschwerden darüber laut, dass sich jede Mannschaft, egal auf welchem Leistungsstand oder aus welchem Land, zur DM anmelden konnte.
Dieses Vorgehen der Turnierorganisation stand in großem Kontrast zu den Konventionen alteingesessener Sportarten. Auch wenn der Wunsch nach großen, internationalen Turnieren weiterhin bestand, wurde und wird die Jugger Community trotzdem stark von dem Streben nach der Anerkennung und Etablierung ihres Sportes geprägt.
Nach einigem Hin und Her wurde beschlossen: Es muss sich einiges ändern. Zum einen sollte der nationale Spielbetrieb im Jugger dem Vorgehen in anderen Sportarten angepasst werden. Gleichzeitig wünschten sich viele Spieler, an der bisher etablierten Form der DM festhalten zu können, da sie das bis dato einzige Turnier dieser Art war. Demnach musste ein neuer Name her. Nachdem außerdem die ursprünglich 2003 gegründete Juggerliga gründlich reformiert und 2015 nach jahrelanger Pause wieder aufgenommen wurde, wurden die Namen der großen Turniere angepasst. 2017 wurde in Darmstadt erstmals die DM als finales Turnier der Deutschen Juggerliga ausgespielt.
Für dieses Turnier gibt es nun regionale Qualifikationsturniere, auf denen sich jeweils die besten Teams einer Region für die Teilnahme an der DM qualifizieren können. Um die Anmeldung zur DM offen zu gestalten und alle angemeldeten Teams an einem Turnier gegeneinander spielen zu lassen, ist Jugger inzwischen zu groß, die Zahl der Teams zu hoch geworden.
Der Gewinner der DM und somit der Liga, zu der auch nur deutsche Teams zugelassen sind, ist seitdem entsprechend Deutscher Meister. Der Titel wird jährlich an wechselnden Austragungsorten ausgespielt. Letztes Jahr fand das Turnier in Jena statt, nach dem diesjährigen Ausfall der Saison ist der Ausrichter fürs kommende Jahr noch unbekannt.
Da Jugger ohne mindestens ein großes internationales Turnier im Jahr absolut undenkbar ist, wird trotzdem an dieser Tradition festgehalten. 2018 wurde erstmals ein Turnier mit dem Titel World Club Championship (WCC) in Darmstadt ausgetragen. Genau wie bei der DM wechselt auch hier der Austragungsort jährlich.
2021 soll das ursprünglich für diesen Sommer geplante, bislang größte Turnier der Juggergeschichte, mit über 120 Mannschaften in Berlin stattfinden. Geplant sind drei Turniertage voller spannender Matches sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm, damit sich die weite Anreise für viele Teams auch so richtig lohnt.