Chaos im Verband stoppte Padel-Entwicklung
von Max Martens
Ein Verband, dessen Gründer nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, hat sicherlich einige Turbulenzen erlebt. Tatsächlich ist dies beim Deutschen Padel Verband (DPV) der Fall. Die Gründung 2010 geschah zu einem Zeitpunkt, an dem es nur wenige Padel-Standorte in Deutschland gab. Von Anfang an sah sich der DPV als Repräsentant bzw. Interessenvertretung der Standorte, doch diese waren nicht am Gründungsprozess beteiligt. Somit gab es viele verschiedene Ansichten, was der Verband zu leisten hat. Das erschwerte es erheblich einen gemeinsamen Weg zu bestreiten.
“Der bessere Weg wäre vermutlich, einen Verband erst bei Bedarf zu gründen”, sagt Michael Plehm, aktuell IT-Beauftragter des DPV. 2017 war er selbst Präsident des Verbandes, seitdem ist er jedoch nur noch in beratender Funktion tätig. Plehm ist zusammen mit Fran Gonzales, dem Sportlicher Leiter, von den Aktiven im DPV am längsten dabei.
Die Entscheidung damals in die Verbandsarbeit einzusteigen, kam nach der Teilnahme an der German Padel Series (GPS). Seit der Verbandsgründung wird diese bundesweite Tourserie vom DPV ausgerichtet. “Aufgrund der geringen Anzahl an Teilnehmern gab es anfänglich keine Niveau-Unterschiede, was dazu führte, sehr schnell ins Gespräch mit den Teilnehmern und Ausrichtern zu kommen”, erinnert sich Plehm, “Die Stimmung war immer äußerst angenehm”. Dieses Gemeinschaftsgefühl erweckte ihn ihm die Motivation mehr für den Sport zu tun.
Das Vertrauen muss zurückgewonnen werden
Als Plehm seine Arbeit beim DPV aufnahm, herrschten chaotische Zeiten. Die Verbandsgründer hatten hingeschmissen und der DPV verspielte sein Vertrauen bei den Standorten. Plehm bot sich an beim Wiederaufbau mitzuhelfen. “Ich habe mit einer Million Menschen telefoniert”, erzählt er aus der Zeit. Außerdem kümmerte er sich darum, die wenigen Sponsoren bei Laune zu halten, denn auch sie waren mit der damaligen Situation nicht zufrieden. Nach dem einen Jahr als Verbandspräsident beendete Plehm jedoch seine Vorstandsarbeit wieder, weil es zeitlich für ihn neben seiner beruflichen Tätigkeit nicht zu stemmen war.
Während seiner Präsidentschaft kam es allerdings zu einem Highlight seiner Padel-Karriere. Plehm nahm an der Jahresversammlung der FIP (Federación International de Pádel) in Málaga teil. “Das war sehr interessant, da es dann doch um echte Sportpolitik und eben nicht nur Randsport ging”, berichtet Plehm. Neben der Neuaufnahme von Ländern ging es dort darum, Padel olympisch werden zu lassen. Der Sport schaffte es im selben Jahr sogar auf die Olympia-Warteliste, wo er sich aktuell immer noch befindet. Doch “die Chancen stehen nicht schlecht”, glaubt Plehm. Schließlich ist Padel in weiten Teilen der Welt viel populärer als in Deutschland.
Langsames aber stetiges Wachstum
Mittlerweile hat sich der DPV stabilisiert. Als Teil des neugegründeten Regionalverband für Europa (FEPA) genießt er auch internationale Akzeptanz. Nach Plehm übernahm Holger van Dahle das Amt des Präsidenten und hat es bis heute inne. Der Faktor Zeitaufwand spielt für den Pensionär keine große Rolle. Der Verband verzeichnet inzwischen 39 Clubs, die sich über Deutschland verteilen. Dieses Jahr wird außerdem zum ersten Mal die Padel-Bundesliga ausgerichtet. Dennoch verbreitet sich der Sport in Deutschland deutlich langsamer, als in seinen europäischen Nachbarländern. “Ein Verband von ehrenamtlichen Mitarbeitern hat es bei aller Kraftanstrengung äußerst schwierig, eine Sportart bekannt zu machen. Unterstützung von der Politik gibt es quasi keine”, bedauert Michael Plehm die aktuelle Situation.
Dennoch schaut er auch positiv in die Zukunft. Auf Grund der kürzeren Wege als beim Tennis und der niedrigen Einstiegshürde, könnten Junge und Alte gleichermaßen spielen. “Padel ist eigentlich der perfekte Volkssport”, resümiert er. Plehm hofft, dass die Popularität des Sportes in anderen Ländern dabei hilft, Padel auch hierzulande bekannter zu machen. Schließlich wird der Sport in Spanien, wo er der zweitpopulärste nach Fußball ist, hochwertig im Fernsehen übertragen. Die Highlights dieser Partien findet man zahlreich auf YouTube. Auch Michael Plehm kannte das “spielerischen Niveau der Profis” lange Zeit nur von der Video-Plattform. Als er sie dann bei der World Padel Tour Masters 2017 in Madrid live zu sehen bekam, war das “unglaublich beeindruckend”.
Ein höherer Bekanntheitsgrad würde auch bedeuten, “dass man als Frage auf ‘Ich spiele Padel’ nicht mehr ‘Hier ist doch gar kein Wasser’ zu hören bekommt”, fügt Plehm mit einem Augenzwinkern hinzu. Als Retoure für diesen Flachwitz gibt es eigentlich nur eine Antwort: “Lies MUS!”.