Einradhockey wird bald 100 Jahre alt
von Hannah Wolff
Einradhockey ist wahrlich der Veteran unter den unpopulären Sportarten. Fast 100 Jahre ist die Idee von Einradhockey schon alt. Doch bis sich der Sport durchgesetzt hat und ein Ligabetrieb entstanden ist, sind Jahrzehnte ins Land gegangen.
Deutschland gilt als Ursprungsland des Einradhockeys
Verfolgt man die Spur von Einradhockey zurück, landet man im Jahr 1925. Im deutschen Film “Varieté” zeigt eine kurze Szene zwei Männer, die auf der Berliner Varieté Bühne Wintergarten eine Form von Einradhockey aufführen. Der Sport ist also eine deutsche Erfindung. Nichtsdestotrotz endet die Geschichte von Einradhockey in Deutschland vorerst genau auf dieser Varieté-Bühne und lebt erst ein halbes Jahrhundert später durch einen Impuls aus dem Ausland wieder auf.
In den 70er Jahren kommt der japanische Weltenbummler Takafumi Ogasawara nach Deutschland. Im Gepäck hat er Einradhockey. Der Japaner versteht es zu begeistern. Er überzeugt seine neuen deutschen Freunde nicht nur, Einradfahren zu lernen, sondern auch gleichzeitig mit einem Hockeyschläger zu hantieren.
Unter diesen Freunden war auch Christoph Verholt, der 1985 das erste deutsche Einradhockeyteam, LaHiMo, in Langenfeld gründete. Der Name ergibt sich aus den Städten Langenfeld, Hilden und Monheim, die allesamt zwischen Düsseldorf und Köln liegen. Zehn Jahre später, im Jahr 1995, entstand die Deutsche Einradhockeyliga. Wie sehr der Sport sich seitdem entwickelt hat, sieht man daran, dass die Liga von 13 Gründungsteams auf zwischenzeitlich 89 Teams angewachsen ist. Heute hat sich in Deutschland neben der Ursprungsregion in NRW noch eine zweite Hochburg des Einradhockey gebildet: das Rhein-Main-Gebiet.
Die Schweiz läuft Deutschland den Rang ab
Lange Zeit war Deutschland das dominierende Land dieser einzigartigen Sportart. Bis 2004 gewann stets ein deutsches Team den Weltmeistertitel im Rahmen der Unicon. Die Unicon ist eine Einradconvention, die alle zwei Jahre über den Zeitraum von zwei Wochen stattfindet. Hier werden die Einrad-Weltmeisterschaften in verschiedenen Disziplinen ausgetragen, zum Beispiel im Bahnrennen, Langstreckenrennen, Freestyle und eben auch im Einradhockey.
Doch in der Schweiz entwickelte sich der Sport immer schneller und die Strukturen wurden viel professioneller. Der LaHiMo Spieler Jojo Mühlmeyer brachte Einradhockey in den 90er Jahren aus Deutschland mit in die Schweiz und setzte diesen Prozess somit ursprünglich in Gange. Heute trainieren die Athlet*innen dort sogar auf Olympiastützpunkten. So ist es kein Wunder, dass sich seit 2004 meist ein schweizer Team den begehrten Weltmeistertitel holt. Ob die deutschen Teams noch mithalten können, wird sich bei der nächsten Unicon 2021 zeigen.