Spikeball oder Roundnet? Eine Frage des Markenrechts
von Hannah Wolff
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Spikeball und Roundnet? Unter Freizeitspieler*innen ist häufig die Rede von Spikeball. Wer den Sport mit Wettkampfambitionen betreibt, spricht in der Regel von Roundnet. Doch was ist nun richtig?
Tatsächlich bedeuten beide Begriffe das Gleiche, sind aber dennoch keine Synonyme. Bei Spikeball handelt es sich um einen Markennamen ähnlich wie Tesafilm, ein Begriff der häufig für durchsichtiges Klebeband verwendet wird. Roundnet dagegen ist die Bezeichnung für den Sport - unabhängig von der Herstellerfirma der Sets. Kurz gesagt: Spikeball ist die Firma, welche die meisten Sets herstellt und Roundnet ist die offizielle Bezeichnung für die Sportart. Doch ganz so einfach war es in der Vergangenheit nicht.
Lange Zeit wurde vorwiegend der Begriff Spikeball auch für den Sport verwendet. Das liegt daran, dass die Firma “Spikeball Inc.” zu Beginn der einzige Hersteller der Roundnet-Sets war. Im Jahr 2007 gründete Chris Ruder die Firma in den USA mit dem Ziel ein altes Gartenspiel der Firma Tomy Games aus dem Jahr 1989 zu vertreiben.Dieses Spiel trug in den 1990er Jahren den Namen Spikeball, verschwand jedoch nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche. Ruder kaufte den Markennamen und verhalf dem Spiel zu neuer Popularität.
Mit der Entwicklung vom Gartenspiel zu einer weltweit betriebenen Wettkampfsportart wurde die Notwendigkeit einer unabhängigen Bezeichnung für den Sport deutlich. Auf den ersten Blick mag es ironisch klingen, dass die Initiative dafür von der Firma Spikeball selbst ausging. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Spikeball brauchte einen neuen Namen. Die Firma hätte ansonsten ihre Marke riskiert.
US-amerikanisches Markenrecht führt zur Umbenennung des Sports
Denn Spikeball wurde im Sprachgebrauch nicht mehr nur verwendet, wenn von der Marke die Rede war, sondern um den Sport zu beschreiben. Nun ist es sicherlich selbstverständlich, dass keine Firma eine Schutzmarke auf eine bereits existierende Sportbezeichnung halten kann. Niemand kann “Fußball” als Marke anmelden. Das amerikanischen Markenrecht geht jedoch noch weiter. Wird ein bestehender Markenname im allgemeinen Sprachgebrauch zunehmend verwendet, um die Sache oder Aktion an sich zu bezeichnen, verfällt die Marke.
So wird in den USA der Begriff “Aspirin” so verbreitet für Schmerzmittel verwendet, dass er für die Firma Bayer dort, anders als in den meisten europäischen Ländern, keine geschützte Marke mehr darstellt. Dies ist in der Vergangenheit unter anderem auch dem Hersteller von modernen Trampolins passiert. Unter dem Begriff “rebound tumbler” vertrieb er zunächst sein markenrechtlich geschütztes “trampoline”. Der Begriff Trampolin setzte sich im allgemeinen Sprachgebrauch durch und der Hersteller verlor seine Schutzmarke.
Wie man beides spielt findet ihr hier.
Ein ähnliches Schicksal wollte die Firma Spikeball nicht riskieren und taufte den Sport zunächst “Revol”. Heute ist diese Bezeichnung jedoch fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Denn die Anwälte der Firma waren nicht zufrieden. “Revol war zu einzigartig und hätte sich daher schwierig als generischer Name für den Sport qualifiziert”, berichtet die Spikeball Roundnet Association. Besser wäre etwas Einfaches, Unkompliziertes und Selbsterklärendes. So wurde der Begriff Roundnet (engl. rundes Netz) geboren.
Um ihre Marke weiter zu schützen, achtet die Firma Spikeball darauf, dass Teams den Begriff “Spikeball” nicht in ihrem Vereinsnamen verwenden. Sicherlich können sie nicht kontrollieren, wie Roundnet-Spieler*innen von ihrem Sport reden, sobald es jedoch um offizielle Bezeichnungen geht, darf “Spikeball” nicht verwendet werden. So nannte sich zuletzt der Kölner Verein von “1. Spikeball Club Köln e.V.” in “1. Roundnet Club Köln e.V.” um.
Heute ist Spikeball zwar weiterhin der Marktführer in der Herstellung von Roundnet-Sets, aber auch andere Unternehmen sind in den Wettbewerb eingetreten. Auch die zwei deutschen Firmen Rashball und Bamball stellen Sets her und versprechen dabei gleiche Qualität zu niedrigeren Preisen.